Mittwoch, 14. März 2012
Ein Dorf namens Bremen-Nord
Wir wohnen in einem Dorf namens Bremen-Nord. Der einzige gut zu Fuß erreichbare Lebensmittelhändler hat kürzlich geschlossen, der Bus fährt nur noch jede halbe Stunde, der Arbeitsweg quer durch Bremen zu völlig überhöhten Tarifen des ÖPNV für Menschen aus Bremen-Nord beträgt ca. eineinhalb Stunden pro Fahrt, die nächste Polizeistation ist ab abends geschlossen, es gibt kein Kino, keine Disco und keine ausreichende Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens in erreichbarer Nähe. (Selbst der neue Marktkauf im Haven Höövt hatte z.B. nur einen einzigen unbezahlbaren Einkaufstrolley im Angebot und ist offensichtlich nur für die gehobene Mittelschicht konzipiert.)

Deshalb möchten wir gerne umziehen und suchen eine bezahlbare Wohnung in Bremen-Stadt. Beim Studium des aktuellen Wohnungsmarktes fiel uns jedoch die Kinnlade herunter. Vergleichbare Wohnungen in Bremen - selbst bei einer geringeren Wohnfläche und in prekären Stadtteilen - überschreiten unsere Miete merklich.

Insbesondere für Harz IV-Bezieher/innen und z.T. auch Menschen mit Behinderungen bedeutet das eine mittlere Katastrophe. Sie sind in sog. Bedarfsgemeinschaften auf engem Raum zusammengepfercht und/oder sind auf eine ausreichende Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs angewiesen. Andere stehen gleich ganz vor dem Verlust ihrer Wohnung. Denn die Mieten, die von den Jobcentern übernommen werden, entbehren in Bremen-Stadt und zunehmend auch in Bremen-Nord jeder Realität. Weder anierungsbedingte Mieterhöhungen, noch die sich umzugsbedingt stets nach oben drehende Preisspirale für Mieten werden in den Jobcentern ausreichend zur Kenntnis genommen.

Und wir werden wohl noch eine Weile abgeschoben in der Pampa verbringen müssen, bevor sich der Traum einer Wohnung in Bremen-Stadt mit zentraler Nahversorgung für uns erfüllt.